Es muss nicht immer Quilmes sein

FOTOTECA

Es muss immer Quilmes, und der General Store Quilapán weiß es wohl. So haben eine große Auswahl an handwerklichen Biere und exotisch.

Es muss nicht immer Quilmes sein. Argentinien ist im Ausland vor allem für seine Malbec-Rotweine bekannt. Als unkompliziertes Alltagsgetränk trinken die Argentinier jedoch lieber ihr „Einheitsbier“ Quilmes. Doch seit ein paar Jahren ist die argentinische Bier-Szene in Bewegung geraten. Heute sind “Cervezas artesanales“ in aller Munde.

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Massenbiere unter Druck

Mit den lange Jahre üblichen zweistelligen Zuwachsraten scheint es am argentinischen Biermarkt jedoch vorbei zu sein. Die großen Marken geraten nämlich gleich von zwei Seiten unter Druck. Zum einen setzen heimische Weinmarken auf ähnliche Marketing-Strategien wie die großen Brauereien und sponsern große Events, womit sie vor allem eine junge Zielgruppe ansprechen. Zum anderen boomt die lokale Craft-Beer-Szene. Dabei handelt es sich, anders als etwa in den USA, nicht nur um junge Brauereien, die mit stark gehopften Pale Ales den Zeitgeist treffen. Außerhalb der Hauptstadt Buenos Aires haben zahlreiche kleinere Brauereien überlebt, die in der Vergangenheit nur lokale Bedeutung hatten. Seit ein paar Jahren sind diese regionalen Bierspezialitäten jedoch zunehmend auch in Buenos Aires erhältlich und werden in speziellen Bierpubs zum Teil sogar vom Fass ausgeschenkt.In den vergangenen Jahren ist eine richtige Szene an “Cerveceros“ entstanden, die ganz bewusstaußergewöhnliche Biere von Klein- und Kleinstbrauereien suchen. Auf mein erstes argentinisches „Artesanal-Bier“ – ein Imperial Stout von La Loggia – bin ich bei Gregorio und Tatiana in ihrer Pulpería Quilapán im historischen San Telmo-Viertel gestoßen. Die beiden haben sich darauf spezialisiert, handgefertigte Würste und Käse aber eben auch Biere aus ganz Argentinien nach Buenos Aires zu schaffen, um sie einem neugierigen Publikum näher zu bringen. Das dunkle, kräftige Stout von La Loggia war zwar gar nicht so weit gereist – Anibal Loggia braut es vor den Toren der Stadt in der Provinz Buenos Aires – trotzdem ist es in Buenos Aires so gut wie nicht erhältlich. Die minimale Produktionsmenge von 1.200 Litern pro Monat erklärt wieso.Mein Interesse an argentinischem Bier war jedenfalls geweckt. „Wieso gehst du dann nicht einfach ins Antares? Das ist die größte Craft-Beer-Brauerei des Landes, die mittlerweile mehrere Lokale hat, wo nur deren Bier ausgeschenkt wird. Eines ist hier um die Ecke“, gab mir Gregorio gleich eine Empfehlung mit auf den Weg.[…]

Populistische Politik mit Nebenwirkungen

Insgesamt kann man die Wirtschaftspolitik der populistischen Präsidentin Christina Kirchner nur als gescheitert bezeichnen. Zu versuchen, Marktmechanismen mit singulären Maßnahmen wie staatlich verordneten Wechselkursen auszutricksen, hat noch nie funktioniert. Hohe Arbeitslosigkeit und eine kaum zu kontrollierende Inflation sind die Folge, die man durch Devisenkontrollen in den Griff zu bekommen versucht. Waren nach Argentinien zu importieren ist ein teurer bürokratischer Spießrutenlauf. Echte Import-Biere sind daher teuer und nur als absolute Nischenprodukte erhältlich. Heineken, Stella Artois, Warsteiner und andere Marken werden in Lizenz abgefüllt. Die Lust auf handwerklich hergestellte Biere mit viel Geschmack ist dennoch ungebrochen, also werden derartige „Cervezas Artesanales“ im Land selbst hergestellt. Der Hopfen stammt zumeist aus Patagonien, das Getreidemalz aus den Weiten der argentinischen Pampa. Und dass die Argentinier beim Brauen nicht mehr auf das Know-how deutscher Immigranten zurückgreifen müssen, haben sie in den vergangenen Jahren eindrucksvoll bewiesen. Salud!

 

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